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Sportsucht - Wenn Körperkult zu weit geht

Immer häufiger versuchen Menschen mit dem Wunsch nach Anerkennung und Kontrolle, ihren Körper durch extremen Sport positiv zu verändern. Doch wenn der Pfad gesunder Bewegung verlassen wird und man sich bis zur Selbstzerstörung quält, sind die Grenzen längst überschritten. Dann werden eindeutige Alarmzeichen ignoriert und nicht einmal Verletzungen können Betroffene stoppen.


© Dieter Schütz / pixelio.de

In den USA haben sie bereits einen Namen: “Permanent residents” heißen dort Personen, die sich täglich im Fitness-Studio voll verausgaben. Wie aber kann man diese Menschen vor sich selbst schützen, ihnen helfen, die Mechanismen zu durchbrechen, die immer weiter in die Sucht führen?

Gesundheitliche Risiken

Obwohl über Sportsucht noch wenig bekannt ist, gibt es eine sehr hohe Dunkelziffer. Laut Experten kommen immer mehr Personen mit dieser Ausprägung in psychosoziale Behandlung. Darunter offensichtlich auch immer mehr Männer, die ihre Essstörung unter dem Deckmantel eines ausgeprägten Bewegungsdrangs zu kaschieren versuchen. Da dieser häufig als sozial erwünschtes Verhalten gilt, ist es umso schwieriger, sich die Sucht einzugestehen. Das Vernachlässigen von sozialen Kontakten ist bereits ein ernstes Zeichen für das Überschreiten normaler sportlicher Ausmaße. Betroffen sind z.B. Leistungssportler, bei denen Gewicht eine entscheidende Rolle spielt. Sei es, dass Gewichtsklassen eingehalten werden müssen oder die Sportart selbst ein sehr geringes Leistungsgewicht voraussetzt – wie etwa beim Skispringen, Eiskunstlauf, Ballett oder Turnen.

Die häufigsten Gesundheitsschäden sind Muskelatrophie und Abwehrschwäche, aber auch Überlastungsbrüche, Osteoporose, physische Erschöpfungszustände oder sogar offene Wunden. Auf Dauer kommt es zu Hormonstörungen – Männer werden impotent, bei Frauen bleibt die Periode aus.

Was sind die Auslöser?

Häufig scheinen es Probleme und Ängste zu sein, die Betroffene mit Sport zu bewältigen versuchen. Ein Mechanismus, der durchaus auch von anderen Süchten bekannt ist. Besonders Ausdauersportler erleben, dass die körperliche Anstrengung eine positive Wirkung auf ihre Psyche hat. Es kann zu einer erhöhten Ausschüttung von Glückshormonen kommen, die einen Euphoriezustand auslösen. Der erhöhte Dopaminpegel führt dazu, dass sie immer mehr davon haben wollen. Es bilden sich vermehrt Rezeptoren, die suchtspezifisch arbeiten. Wie bei einer Substanzabhängigkeit müssen die Sportler immer mehr trainieren, um sich erneut in dieses Hochgefühl steigern zu können.

Hilfe und Prävention

Sich einmischen, die Gefahr ansprechen und dranbleiben, lautet das Rezept, welches sich durch das jeweilige soziale Umfeld ziehen sollte – von der Familie bis hin zu öffentlichen Einrichtungen wie Fitness-Studios. Institutsleiter kennen das Phänomen, sehen sich jedoch oftmals mit unzugänglichen Kunden konfrontiert, die keinen Rat annehmen wollen. Ist die Sucht einmal da, hilft meist nur ein radikaler Schnitt mit stationärer Therapie. Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, setzen Experten auf eine umfassende Prävention, möglichst schon an den Schulen. Denn dort sehen sie die größte Gefahr, in die Suchtspirale zu rutschen.

Autor: Helge Trach

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Geschrieben von rausgeher-Team am 28.01.2013 18:28 in der Kategorie Fitness, Action, relaxen, Gesundheit
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